Was macht einen lebendigen Gärten aus?

Naturgarten von Naturgartenplanerin Birgit Helbig, www.natur-garten-helbig.de
Naturgarten von Naturgartenplanerin Birgit Helbig, www.natur-garten-helbig.de
Lebendiger Garten von Helga Tewes, Ahnatal
Lebendiger Garten von Helga Tewes, Ahnatal

Einführung oder Perspektivwechsel

Zu Anfang steht der Perspektivwechsel: Wir schauen, was unsere Gärten, Balkone etc. für Möglichkeiten bieten, unsere heimischen Insekten, Vögel und andere Tiere zu unterstützen.

Ein lebendiger Garten ist ein naturnaher Garten, der uns Menschen Freude macht, in dem wir Obst, Gemüse, Kräuter und Blumen anbauen und ernten können, der uns zu Entspannung und Geselligkeit einlädt und vieles mehr. 

Gleichzeitig ist ein lebendiger Garten aber auch ein Garten für Tiere und bietet diesen ganzjährig Nahrung, Schutz und Möglichkeit, sich zu vermehren, zum Nisten und Brüten.

In und auf einer sterilen Rasenfläche gibt es diese Möglichkeiten nicht. Dafür braucht es vielfältige Strukturen, wie im Folgenden beschrieben wird.

Dies sind Kriterien für einen naturnahen Garten, in dem sich Leben ansiedeln kann:

  • Wildsträucher oder sogar eine Wildstrauchhecke, bieten Nahrung, Schutz und Nistplätze für Insekten und Vögel. Kornelkirsche, Schlehe, Holunder, Weißdorn u.a. erfreuen während der Blüte Insekten und sind gleichzeitig Vogelnährgehölze.
  • Beete mit einheimischen Wildstauden oder anderen geeigneten Stauden bieten Pollen und Nektar für Wildbienen, Schmetterlinge und Käfer, sowie Nahrung für Schmetterlingsraupen
  • Der Fokus bei der Bepflanzung liegt generell auf einheimischen Pflanzen, an die Bienen, Schmetterlinge, Käfer und ihre Larven und Raupen evolutionär angepasst sind. Auch Vögel ernähren sich von Samen bestimmter Pflanzen, z.B. braucht der Stieglitz die Wilde Karde oder der Grünfink die Flockenblume.
  • Die Bepflanzung ist so abgestimmt, dass es möglichst von Frühjahr bis späten Herbst blüht und Pollen und Nektar zu finden sind.
  • Totholzecken, -haufen oder -zäune bieten Nahrung und Nistmöglichkeit für verschiedene Insekten, Vögel und andere Tiere
  • Wasserstellen für Insekten, Vögel und Kleinsäuger sind vorhanden und so gesichert, dass z.B. Igel wieder herauskönnen (Äste oder Brett als Ausstiegshilfe)
  • Anstatt Rasen wird eine Blühmischung gesät oder der Rasen wird nicht überall gemäht und ist mit Blühinseln versetzt
  • Die Bepflanzung ist an den Standort angepasst, an vorhandenen Boden und Lichtverhältnisse; dies macht regelmäßiges Gießen, Düngen, generell größeren Pflegeaufwand überflüssig
  • Stauden, Gräser etc. werden erst im Frühjahr geschnitten, denn hohle Pflanzenstängel sind Nist- und Überwinterungsplätze, so können Bienenlarven + Schmetterlingspuppen im nächsten Frühling schlüpfen und verschiedene Käfer überwintern
  • Die Pflanzung wird ergänzt durch verschiedene Naturgarten-Elemente/Naturmodule wie z.B. die oben genannten oder andere
  • Ziel ist, vielfältige Strukturen zu schaffen, die eine Vielfalt der Besiedelung durch verschiedenste Tiere ermöglichen
  • Wilde Ecken, die nicht gemäht und nicht betreten werden, dürfen sein
  • Jegliches Gift ist tabu
  • und vieles mehr...

Diese Leitsätze können wir nach und nach in unserem Garten umsetzen.

Mit diesen Maßnahmen verbessern wir das Nahrungsangebot für Insekten und Vögel.

Durch die Verwendung heimischer Einjähriger, Stauden und Gehölze werden Insekten, Vögel und Kleintiere angezogen.

Es gibt vielfältige Möglichkeiten, den eigenen Garten lebendiger zu gestalten. So werden Sie auf unserer Webseite einige Beispiele finden, bzw. zu Webseiten, Literatur und Broschüren von Experten verlinkt werden, wo Sie sich fachkundige Information holen können.

 

Mit einem naturnahen lebendigen Garten wird ein Lebensraum für viele geschaffen und auch ein Raum, der Naturerfahrungen für groß und klein bietet:

Es gibt Hummeln und andere Wildbienen zu beobachten, Vögel bei der Aufzucht ihrer Brut und Nahrungssuche, Eidechsen in den Mauerritzen, Molche im Teich, Igel auf Laufkäfersuche u.v.m.

 

Im folgenden finden Sie drei ganz grundsätzliche Punkte für einen lebendigen Garten.

Konkretere Tipps erhalten Sie bei Jahreszeiten - was kann ich jetzt tun. 

1. Heimisch statt exotisch

Pflanzen Sie heimische Pflanzen und Sträucher, haben Sie weniger Arbeit, denn diese sind an das hiesige Klima angepasst und benötigen in der Regel wenig Pflege und keinen oder kaum Dünger

Gleichzeitig tun Sie etwas Gutes für die Insekten- und damit auch die Vogelwelt. Denn diese Tiere sind durch die Evolution an die heimische Gewächse angepasst, hier finden eine Vielzahl von ihnen Schutz und Nahrung.

Viele sind unkompliziert und wachsen auf unterschiedlichen Böden:

Wie wäre es bei den heimischen Stauden z.B. mit der unkomplizierten Fetthenne (Sedum telephium), der zarten und anspruchslosen Moschus-Malve (Malva moschata) oder der unermüdlich blühenden Ochsenzunge (Anchusa officinalis)?

Bei den heimischen Sträuchern ist die gewöhnliche Felsenbirne (Amelanchier ovalis) zu empfehlen. Sie blüht wunderschön, die Beeren sind schmackhaft für Mensch und Tier und im Herbst gibt sie mit schöner Laubfärbung dem Garten ein "Indian Summer"-Feeling.

Empfehlenswert sind auch ein Haselnussstrauch (Carylus avellana), Weißdorn oder Holunderstrauch, wenn die Größe des Garten es erlauben.

 

Detaillierte Informationen finden Sie auf unserer Seite "Infos, Links, Broschüren und mehr".

Wer fliegt denn da im Lebendigen Garten?

 Alle Fotos von Martin Herbst, www.garten-der-gruenspechte.de


2. Nahrung und Schutz für Tiere über das      ganze Jahr

Ein Garten, der Artenreichtum fördert, bietet das ganze Jahr über Nahrung und Schutzmöglichkeiten für Insekten, Vögel etc.

D.h. die Stauden und Gehölze sind so ausgewählt, dass möglichst ganzjährig etwas blüht oder fruchtet und damit Pollen, Nektar oder Beeren für Insekten und Vögel zu finden sind.

Hierbei z.B. besonders an Frühblüher wie Winterschneeball und Krokusse denken und an fruchttragende Sträucher wie z.B. Kornelkirsche, Holunder und Weißdorn. Diese sind eine der Hauptnahrungsquellen für Gartenvögel. 

Sträucher mit Dornen wie der Weißdorn oder die Schlehe bieten Vögeln darüber hinaus auch Schutz vor Katzen.

Wichtig ist, dass nicht vor dem Herbst Stauden etc. heruntergeschnitten werden, denn manche Wildbienen nisten in Stengeln, Schmetterlingslarven überwintern in Kokons, die an Stengel geheftet sind. Schneiden wir alles ab, landet der Nachwuchs auf dem Kompost oder in der Biotonne. 

Bitte deswegen einen Rückschnitt erst im Frühjahr.

 

 

 

 

 

 

 

 

Vögel benötigen im Herbst zuckerreiche Beeren wie z.B. Vogelbeeren, um Fettreserven für den Winter anzulegen.

 

Foto: Ruth Brosche, Ahnatal

3. "Jeder Quadratmeter zählt" oder "Vielfalt geht in der kleinsten Ecke"


Auch auf dem Balkon kann viel für Wildbienen und Vögel getan werden. Schauen Sie unter dem Reiter: "Auch ein Balkon kann lebendig sein".

Oder eine alte Schubkarre oder Zinkwanne wird als Schmetterlingsbeet mit Nektarpflanzen (z.B. für den Zitronenfalter), wie Krokussen, Huflattich, Wiesen-Flockenblume und Bartnelke bepflanzt. Eine andere vielleicht mit Raupenfutterpflanzen wie Fenchel und Heilwurz für den Schwalbenschwanz und Schwebfliegen. Damit locken Sie Schmetterlinge in den Garten.

Oder es wird vor dem Haus oder im Hof ein Hochbeet angelegt, das geht auch ohne direkten Erdkontakt im "Urban Gardening"-Style.

Heimat Hochbeet von La Laetti - Flickr Commons  (Creative Commons Licence Version 4.0)
Heimat Hochbeet von La Laetti - Flickr Commons  (Creative Commons Licence Version 4.0)
Grünes Heupferd von Martin Herbst, www.garten-der-gruenspechte.de
Grünes Heupferd von Martin Herbst, www.garten-der-gruenspechte.de